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KUZ Quartett 2015-1 - Abwasser

Wasser Hunger ist nicht gleich Hunger. SALSA IM KLÄRBECKEN Mikroorganismus – Bakterien unter die Lupe genommen Sie hören auf klangvolle Namen wie Geißel- tierchen, Wechseltierchen oder auch Wimpertier- chen, und sie sind fast immer hungrig. „Das ist gut so, denn auf diese Weise säubern sie unser Abwasser“, sagt Dagmar Triptow. Die Meisterin leitet die Kläranlage Potsdam-Nord der EWP, die für die Abwasserreinigung von 90.000 Einwoh- nern nördlich der Havel zuständig ist. Hier angekommen, passiert das Abwasser zunächst Rechen, Sand- und Fettfang, wird von seinen groben Bestandteilen befreit und vorge- klärt. In der biologischen Behandlungsstufe rü- cken die Mikroorganismen den gelösten Substan- zen zu Leibe. Abgebaut werden Phosphor- und Stickstoffverbindungen. Im Labor der Kläranlage blicken wir Dagmar Triptow und den Kleinstlebe- wesen über die Schulter: Sichtbar sind die hungrigen Winzlinge nur durchs Mikroskop. Allerdings reicht bereits ein Minitropfen Belebtschlamm, um deren bunte Vielfalt beim überaus geschäftigen Treiben zu be- obachten. Da wird getänzelt, geschwungen und geschwommen. Einige räkeln sich träge, andere haben es verdammt eilig, etwas Nahrhaftes zu er- gattern und können davon gar nicht genug krie- gen. „So trubelig wie auf einem Jahrmarkt. Oder Salsa im Klärbecken“, kommentiert die Meisterin, die seit 23 Jahren hier arbeitet, lächelnd. Mit dabei: die Bakterien, die wichtigsten und zugleich kleinsten Lebewesen im Belebtschlamm. In einem Liter Abwasser sind viele Milliarden von ihnen unterwegs: sogenannte Kurzstäbchen, Langstäbchen, Kugelbakterien, Schwefelbakteri- en, Schraubenbakterien, Fadenbakterien, Bäum- chenbakterien. Diese Bezeichnungen beschreiben ihre Gestalt oder – wie zum Beispiel im Fall der Schraubenbakterien – auch ihre Fortbewegung. Ihre Größe beträgt meist nur wenige Tausends- tel Millimeter. „Deshalb lassen sich die meisten Arten nur durch ihre Besonderheiten beim Stoff- wechsel unterscheiden“, erklärt Dagmar Triptow. „So zum Beispiel durch die Fähigkeit, bestimmte organische Stoffe in andere umzuwandeln.“ Obwohl kaum größer als ein Zwanzigstel Milli- meter, überragen die Geißeltierchen die Bakterien deutlich. Viele Millionen dieser winzigen Mikroor- ganismen können sich in einem Liter Flüssigkeit aufhalten. Ihren Namen verdanken die Einzeller, die eine Zwischenstellung zwischen dem Tier- und dem Pflanzenreich einnehmen, ihren Geißel- fäden, mit denen sie sich fortbewegen. Und dann sind da noch die Wechseltierchen, die ständig ihre Gestalt wechseln können. Die Kleinsten unter ihnen messen kaum einen Fünfzigstel Millimeter. Die Glockentierchen erinnern ihrerseits an ein Glöckchen mit Stiel. Sie haben einen Wimpern- kranz, mit dem sie Nahrung herbeiholen. Die Sauginfusorien wiederum besitzen anstelle von beweglichen Wimpern starre Saugtentakeln. Zu diesen Einzellern gesellen sich als Vielzeller noch die Rädertiere.

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