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KUZ Quartett 2015-1 - Reportage: Der schwarze Kanal

Reportage Die zwei sind ein gutes Team: Stefan Benne- witz und seine Erna. Seit vielen Jahren schon. „Erna sieht nicht nur irre aus, sie kann sich auch prima bewegen und ist in Topform“, schwärmt der 43-Jährige. Bei den beiden sei es aufregend und spannend wie am ersten Tag. Bennewitz ist Kanalarbeiter bei der EWP. Den Namen Erna hat er seiner Kamera gegeben, mit der er täglich in der Potsdamer Unterwelt unterwegs ist. „Mein Job ist es, den Zustand unserer Kanäle aufzunehmen.“ Abwasserka- näle, Regenwasserkanäle und Mischwasserka- näle – rund 650 Kilometer zählt das über die ganze Stadt und die eingemeindeten Ortsteile reichende unterirdische Netz. Ein Drittel davon wird alljährlich kontrolliert. „Um Schwachstellen aufzustöbern, bevor diese Schäden verursachen können“, sagt Bennewitz. Erna hilft dabei. Sie übernimmt den Part unter Tage, während Bennewitz quasi als Regisseur im Hightech-Kamerawagen vor seinen Monitoren sitzt und das Geschehen mittels Joystick steuert. Ein Blick über seine Schulter verrät: Langweilig ist das nicht. Denn jeder Kanal ist anders. „Und das, was durchfließt, sowieso“, ergänzt Ben- newitz. Da kann am Bildschirm auch mal eine Maus oder eine Kröte auftauchen. Selbst eine Taschenuhr, ein Gebiss und Gabel und Messer seien ihm schon begegnet. Rohre gibt es in dick und in dünn, manche sind aus Steinzeug, andere aus gemauertem Beton oder aus PE. „Unsere Kanäle haben Durchmes- ser von 12,5 Zentimeter bis zu 1,80 Meter“, sagt der Chef von Stefan Bennewitz, Stefan Ada- mietz. Die ältesten sind über 100 Jahre alt, die jüngsten stammen aus dem vergangenen Jahr. Adamietz hat als zuständiger Kanalnetzmeister für den Bereich Gartenstraße den Hut auf für die Reinigung der Rohre und Straßenabläufe, die TV-Befahrung, für Dichtheitsprüfungen und Hausanschlusskontrollen. „Und wenn unsere Hilfe bei der Beseitigung einer Störung gefragt ist, sind wir auch mit von der Partie“, ergänzt er. Das Wichtigste sei die Sicherheit. „Ein Leck im Kanal lässt verunreinigtes Wasser austre- ten – das gilt es zu vermeiden“, sagt er. Bevor Stefan Bennewitz und seine Erna loslegen, wer- den die Kanäle mittels Hochdruckspülverfah- ren gereinigt. Adamietz erklärt, wie das geht: „Vom jeweiligen Schacht aus wird Wasser mit einer Hochdruckpumpe in den Kanal geschos- sen.“ Der Kanalnetzmeister vergleicht das mit einer Rakete. „Der hohe Druck treibt die Düse nach vorn. Auf ihrem Rückweg sammelt sie den Schmutz ein. Das verunreinigte Wasser wird an- schließend im Spülfahrzeug wieder aufbereitet, sodass unsere Teams den ganzen Tag damit ar- beiten können.“ Ist der Kanal gesäubert, wird die 40 Kilo schwe- re Kamera an einem Glasfaserkabel hängend mittels Flaschenzug durch den Schacht in den Kanal herabgelassen. Dort bewegt sie sich dann automatisch fort, lässt sich dabei um 360 Grad drehen und schwenken. „So entgeht mir nichts“, sagt Bennewitz. Während sich Erna durch das Rohr arbeitet, zeigt er auf eine Delle in der Ka- nalwand, die auf dem Monitor für den Laien nur schwer auszumachen ist. Sein geübter Blick hat dort eine leichte Beschädigung durch Wurzeln ausgemacht. Die Stelle wird sofort markiert. „Damit unsere Ingenieure bei der Auswertung gleich darauf stoßen“, sagt er. Eine akute Gefahr für den Kanal bestehe in diesem Fall aber nicht. „Sonst würde ich sofort handeln und die Rohr- DER SCHWARZE KANAL Unterwegs im Untergrund von Potsdam Kennen sich aus im Potsdamer Untergrund: Stefan Bennewitz und seine Erna.

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