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KUZ Quartett 2-2014

1110quartett 02 • 2014 Titelgeschichte Jan Oczkowski bei seiner Arbeit „Unsere Freizeit zu Ihrer Sicherheit“ So lautet das Motto der vielen Freiwilligen der Wasserwacht, einer Gemeinschaft innerhalb des DRK-Kreisverbandes Potsdam / Zauch-Belzig e. V. Ihre Aufgabe ist der Wasserret- tungsdienst auf den Gewässern in und um Potsdam. Ohne das ehrenamtliche Engagement der 80 Frauen und Männer wäre die Arbeit der Wasserwacht undenkbar. Zu ihren Partnern gehört unsere Bäderlandschaft Potsdam. Im Stadtbad Park Babelsberg und im Waldbad Templin betreibt die Wasserwacht je eine Wachstelle mit drei Motorbooten. Herr Oczkowski, wie kamen Sie zur Wasser- wacht? Mit 14 Jahren habe ich mich über die Jugend- weihe für einen Rettungsschwimmerkursus interessiert. Mit meinem älteren Bruder bin ich dann einfach zum Training der Wasserwacht am Brauhausberg gegangen. Nach einer Stunde dachte ich, ich sterbe – so untrainiert wie ich war. Aber es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Vor allem der Rettungsgedanke hat mir gefallen und die Möglichkeit, mich so richtig auspowern zu können. Je länger ich dabei war, desto weiter wollte ich mich entwickeln. Nach dem Rettungsschwimmer ließen Sie sich noch zum Rettungstaucher und zum Bootsfüh- rer ausbilden… Ja, die Rettungsboote bei Wind und Wetter zu beherrschen ist eine Herausforderung. Außer der einjährigen Tauchausbildung habe ich auch eine Funkausbildung für den Wachdienst gemacht. Inzwischen bin ich auch Beauftragter für das Qualitätsmanagement und stellvertretender Vor- sitzender der Wasserwacht. Es macht mir einfach Spaß, Herausforderungen anzunehmen. Gab es prägende Ereignisse? Ja, ein sehr trauriges Erlebnis hatte ich vor fünf Jahren als Rettungstaucher. Wir mussten zwei Er- trunkene bergen. Ein Vater und sein dreijähriger Sohn waren in Lehnin in einen zugefrorenen See eingebrochen und konnten nicht mehr gerettet werden. Mit den anderen Tauchern und meinen Eltern habe ich viel darüber gesprochen – das half. Die Bilder und das Gefühl habe ich aber heute noch vor Augen. Der Respekt vor dem Leben ist gewachsen. Zum Glück überwiegen die schönen Erlebnisse. Im Waldbad habe ich noch nichts Schlimmes erlebt. Wir arbeiten vor allem präventiv, das heißt wir reagieren schon, wenn jemand im Wasser schwächelt. Wie sieht Ihr Dienst im Waldbad Templin aus? Ich bin mit meinem Team in der Badesaison jedes Wochenende von 8 Uhr bis 19 Uhr bei der Wachstelle. Wir bereiten die Boote vor, teilen Dienste ein und beobachten das Geschehen auf dem Wasser. Wir haben Einsätze auf der gesam- ten Wasserfläche rund um Potsdam. Wir helfen Schwimmern, gekenterten Seglern, schleppen havarierte Boote ab und bergen Boote und Gegenstände – einmal sogar ein Auto! Das Team ist bunt gemischt. Schüler, Studenten, Büro- und Bankkaufleute, KFZ-Mechaniker und Ärzte. Alle Altersgruppen sind vertreten. Manche haben kleine Kinder, die sie mitbringen. Das lockert alles auf. Der Dienstalltag ist sehr schön. Abends baden wir oft noch, spielen Volleyball oder grillen. Das möchte ich nicht mehr missen. Hat die Wasserwacht Nachwuchsprobleme? Das Interesse nimmt gerade wieder zu. Ich kann das nur empfehlen: Man kann sich dort verwirklichen, sich beweisen und die eigenen Fä- higkeiten testen. Das bezieht sich sowohl auf die sportlichen Leistungen als auch auf Organisation und Teamarbeit. Wer will, kann in Führungsauf- gaben hineinwachsen oder andere ausbilden. In dieser Gemeinschaft zu arbeiten ist für mich unheimlich wertvoll und eine große Ehre. Vollzeitjob und Wasserwacht – bleibt da noch Zeit für anderes? Ja, ich spiele Akkordeon und Klavier. Mit meiner Freundin tanze ich Latein und Standard. Da ich als Rettungsassistent im Schichtdienst arbeite, habe ich dazwischen immer genügend freie Tage, um mich der Wasserwacht zu widmen. Im Winter verbringe ich bis zu zehn Stunden pro Woche mit Training, Ausbildung und Wartung der Boote. Ich bin Ausbilder für Erste Hilfe und helfe auch bei den Rettungsschwimmern und Sanitätern mit. Wie ist es in Ihrem Urlaub? Halten Sie dort Abstand zum Wasser? Nun, ich bin sehr gern am Wasser. Am Meer fühle ich mich wohl, egal wie kalt oder warm es ist. Vergangenen Sommer habe ich Urlaub in Irland und Schottland gemacht und war viel wandern. Wenn ich am Wasser bin, kann ich gut entspannen, aber ganz weggucken geht nicht. Man entwickelt eben einen Blick für das Geschehen. Aufgabe Nummer 1: Rettung vor dem Ertrinken Die Wasserwacht im Deutschen Roten Kreuz wurde vor 130 Jah- ren ge­­gründet. Heute sind die rund 1200 Wachstationen über ganz Deutschland verteilt. Zu ihren Aufgaben gehören neben dem Wasserret- tungsdienst auch der Katastrophenschutz, das Suchen und Bergen von Gegenständen unter Wasser, der Sanitätsdienst, die Absicherung von Veranstaltungen an und auf dem Wasser sowie der Natur- und Gewässer- schutz. Die Wasserwacht bietet außer Lehrgängen für den Rettungsdienst auch Schwimmkurse für Kinder und Jugendliche an, denn ihre wichtigste Aufgabe ist und bleibt die Rettung von Menschen vor dem Ertrinken. Erreichbar ist sie über die Einsatzhandynummer (0171) 4 72 61 84, über die Leitstelle Potsdam (0331) 3 70 10 oder im Notfall über die 112.

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