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KUZ Quartett 3-2012

2120quartett 03 • 2012 sieht es aber mit der Verwertung aus? Rei- chen die Kapazitäten der STEP noch aus? Enrico Munder: Unsere Kompostieranlage in Nedlitz ist an der Kapazitätsgrenze. Deswegen wollen wir eine weitere Anlage auf dem Gelän- de unserer Deponie Fresdorfer Heide errichten. Damit könnten künftig noch mehr Grünabfälle aus Potsdam und aus den angrenzenden Orten des Landkreises Potsdam-Mittelmark einer öko- logischen Verwertung zugeführt werden. Der damit hergestellte nährstoffreiche Gütekom- post soll zur Bodenverbesserung als Ersatz für teure Düngemittel eingesetzt werden. Der ge- schlossene Kreislaufprozess vom Grünabfall zum Produkt liefert einen wesentlichen Beitrag für den Klima- und Ressourcenschutz. QUARTETT: Ist die Kompostierung die einzige Verwertungsmöglichkeit für Bio-Abfälle? Enrico Munder: Nein, auch die energetische Nutzung wollen wir vorantreiben. Dazu wird in einer Vergärungsanlage – einem sogenannten „Fermenter“, einer Art Bioreaktor – aus dem Grünabfall das Biogas Methan gewonnen. Wir prüfen derzeit, ob sich geeignete Anlagenkon- zepte auf Basis der Mengenprognosen umset- zen lassen. So soll aus dem Bioabfall schon vor der Kompostierung Energie gewonnen wer- den. Wir hätten dann das gesamte Potenzial des organischen Abfalls ausgenutzt. QUARTETT: Um das Biogas zu verwerten, wird das vorhandene Blockheizkraftwerk genutzt? Enrico Munder: So ist unser Plan. Durch die Einspeisung des Stroms aus erneuerbaren Ener- gien haben wir auch finanzielle Einnahmen. Außerdem müssen wir perspektivisch denken. Der Deponiekörper in der Fresdorfer Heide pro- duziert zwar noch Deponiegas, aber dieser Vorrat wird nicht für Jahrzehnte reichen. In je- dem Falle bietet die Vergärung die Möglichkeit, das Blockheizkraftwerk zukunftssicher zu ma- chen. Seit dessen Inbetriebnahme im Jahre 2005 wurden übrigens schon 31.879.176 Kilo- wattstunden grüner Strom erzeugt. QUARTETT: Noch einmal zum Thema Bio- müllsammlung. Wie sehen Sie das Reizthema Geruchsbelastung? Enrico Munder: Unser Ziel muss sein, dass die Geruchsbelastung der Biotonne nicht größer ist als bei Restabfallbehältern. Das sollte der mini- male Anspruch sein. Wir müssen ja auch ganz klar zwischen der kalten und der warmen Jah- reszeit unterscheiden, nur in letzterer wird der Geruch in der Regel zum Problem. Biofilter so- wie eine Reinigung der Tonnen durch die STEP sind mögliche Lösungsansätze, die es zu prüfen gilt. Außerdem: Die gesamte Branche und die Kommunen in ganz Deutschland befassen sich jetzt mit dem Thema Biotonne. Dies wird viel- leicht noch neue technische Lösungen bringen. QUARTETT: Sie sprachen gerade die Wert- stoffhöfe an. Welche konzeptionelle Idee steht dahinter? Enrico Munder: Mit dem großen Wertstoffhof planen wir, den Bürgerinnen und Bürgern so- wie den Gewerbetreibenden der Stadt Pots- dam und der angrenzenden Orte die zentrale Möglichkeit einer Anlieferung und Abgabe von weitestgehend allen Abfällen anzubieten, die nicht von uns abgeholt werden. Wir wollen ei- nen umfassenden Service bieten und zudem vor Ort über Verwertungs- und Entsorgungs- wege von Abfällen informieren. Als Standort favorisieren wir ein vorhandenes Grundstück der STEP im Industriegelände. QUARTETT: Wertstoffhöfe gibt es ja bereits bei der STEP, wird manch einer sagen. Enrico Munder: Ja, aber wir wollen den Ser- vicegedanken deutlich stärken. Dies heißt kunden­freundlichere Gestaltung, Möglichkei- ten zur bequemen Entladung, optisches Kun- denleitsystem, überdachte Rampe und so wei- ter. Kurz: Wir wollen es den Kunden einfacher machen. Das heißt natürlich im Umkehrschluss, dass wir neben dem großen Hof auch ein flä- chendeckendes Netz mit mehreren dezentralen kleinen Wertstoffhöfen und temporäre Annah- mestellen aufbauen wollen, natürlich nach ein- gehender Prüfung. Mit der Einrichtung der zu- sätzlichen Wertstoffhöfe soll der Sortier- und Verwertungsgrad steigen. Räumliche Nähe ist insbesondere für Privatpersonen ein wichtiges Argument, denn sonst landen Wertstoffe schnell in der Restmülltonne. QUARTETT: Die Region Berlin-Potsdam ist ei- ne der acht Modellregionen für Elektromobi- lität. Die STEP wird auch dabei sein mit dem Test von Hybridmüllfahrzeugen. Warum? Enrico Munder: Die STEP ist einer der größten Nutzfahrzeugflottenbetreiber in Potsdam. Un- sere Fahrzeuge kommen in jede Straße. Wie al- le Unternehmen des Stadtwerke-Verbundes sind wir dem Umweltschutz verpflichtet. Des- halb wollen wir als STEP mit dabei sein bei der Entwicklung innovativer Technik und haben da- für im Juli einen entsprechenden Fördermittel- antrag beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung abgegeben. QUARTETT: Was wird getestet? Enrico Munder: Besonders im Fokus sind die Funktionseigenschaften beim Abfallsammeln und während der Fahrten zu den Kunden. Es handelt sich bei Müllfahrzeugen immer um Spezial-Lkw, bei denen alle Komponenten opti- mal zusammenwirken müssen. Kenngrößen sind Energieeffizienz, Kraftstoff- und Kostener- sparnis. Schließlich arbeiten wir gebührenfinan- ziert. Und nicht zuletzt müssen die Ladezyklen unseren Erfordernissen entsprechen. QUARTETT: Herr Munder, nachdem Sie uns die vielfältigen Projekte inhaltlich erläutert haben, zum Abschluss die Frage: Wie geht es jetzt weiter, was sind die nächsten Schritte? Enrico Munder: Die neuen Projekte sollen im Herbst nach erfolgter Prüfung der Wirtschaft- lichkeit zur Entscheidung gebracht werden. Dann könnten wir mit der Detailplanung noch 2012 beginnen und in den nächsten zwei Jah- ren die Anlagen fertigstellen. „Wir wollen es den Kunden einfacher machen.“ Liefert Grünen Strom – das BHKW in der Fresdorfer Heide zur Person Enrico Munder ist seit Anfang 2004 als Techni- scher Geschäftsführer der Stadtentsorgung Pots- dam GmbH tätig, seit 2009 bildet er mit Holger Neumann, dem Kaufmännischen Geschäftsfüh- rer, die Doppelspitze der STEP. Begonnen hatte Munder 1991 bei der Mannes- mann Seiffert GmbH, wurde ab 1997 Prokurist bei der Energie und Umwelt Service GmbH, war ab 2000 Niederlassungsleiter bei der Mannes- mann Seiffert Industrieanlagen GmbH in Pots- dam bzw. ab 2003 bei Essener Hochdruck, ein Unternehmen der Technip Germany, in Leuna. Enrico Munder ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder.

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