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KUZ Quartett 4-2014 - Nachgefragt

Nachgefragt KLIMASCHUTZ BEGINNT IM ALLTAG Jann Jakobs im Dialog Herr Oberbürgermeister, im Jahr 2012 sagten Sie einmal: „Mit einer ehrgeizigen Umwelt- politik und einem politischen Bekenntnis zu erneuerbaren Energien wollen wir Potsdam zu einer ‚Green City‘ umgestalten.“ Gilt dieser Satz immer noch? Ja, dieser Satz gilt auch heute. Vor Kurzem haben die Stadtwerke das zwanzigjährige Be- stehen gefeiert. Vor zwanzig Jahren, also 1994, haben wir bereits den ersten Schritt zur „Green City“ mit der Errichtung des modernen Gas- und Dampf-Heizkraftwerkes mit Kraft-Wärme­- Kopplung unternommen. Da hat noch keiner von „Green City“ gesprochen. Aber das war der größ- te technologische Umbruch seit vielen Jahrzehn- ten im Bereich der Strom- und Wärmeerzeugung für und in Potsdam. Dieses Heizkraftwerk der heutigen EWP stellte bereits vor 20 Jahren die Entwicklungsstufe unmittelbar vor der Nutzung von regenerativen Energien dar und entspricht noch heute hohen technischen Standards und Anforderungen. Es gibt in Deutschland noch viele kommunale Strom- und Wärmeerzeuger, die diesen Stand noch nicht erreicht haben. Was ist darüber hinaus in den letzten 20 Jahren passiert, dass Sie am Potsdamer Horizont bereits eine „Green City“ sehen? Sehr viel. Wir engagieren uns zum Beispiel auf internationaler Ebene: Bereits 1995 ist die Stadt dem „Bündnis der Europäischen Städte und der Indianervölker Amazoniens für den Schutz des Regenwaldes, des Klimas und des Lebens der Menschheit“ beigetreten und dokumentiert seit- dem regelmäßig in einem Sachstandsbericht die Entwicklung der Kohlendioxidemissionen. 2005 hat die Stadtverordnetenversammlung den rich- tungsweisenden Beschluss gefasst, im Jahr 2020 20 Prozent weniger Kohlendioxid auszustoßen als im Vergleichsjahr 2005. Das ist ein heraus- ragendes Reduktionsziel, denn es bedeutet im Vergleich zu 1990 eine Reduktion um mehr als 55 Prozent. Interessant ist ein Vergleich mit den neuen Zielen der EU, die bis 2030 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 einsparen will. Ziele sind das eine, es gilt diese aber auch zu erreichen. Wie wollen Sie das schaffen und wo stehen wir denn derzeit in Potsdam? 2008 haben wir den Klimaschutz in unserer Verwaltung neu strukturiert. Seit 2009 haben wir eine Klimaschutzvereinbarung mit den großen Wohnungsunternehmen in unserer Stadt abgeschlossen, die diese verpflichtet, die für den Klimaschutz immens wichtige energetische Gebäudesanierung weiter zu verfolgen. Wir haben seit 2011 einen Beschluss der Stadtver- ordnetenversammlung zum Klimakonzept und den ergänzenden Beschluss der Stadtwerke zum Energiekonzept 2020. Die Stadtwerke wollen, und darauf können wir Potsdamerinnen und Potsdamer stolz sein, um die 150.000 Tonnen CO2 bis 2020 einsparen. Erste Projekte wie das mit Biogas arbeitende Blockheizkraftwerk der EWP in der Kläranlage wurden schon umgesetzt oder sind wie der neue Wärmespeicher am Heiz- kraftwerk im Bau. Und auch ein gut ausgebauter Nahverkehr hat positive Effekte auf das Klima. Wo stehen wir derzeit in Potsdam? Ein Klimamonitoring ist lediglich rückblickend möglich. Der Klimabericht für das Jahr 2012 ist gerade fertiggestellt worden und wird dem- nächst politisch diskutiert. Wir haben unsere Leistungen mit anderen Kommunen verglichen. Der Trend sagt eindeutig folgendes: Wenn wir so weitermachen, werden wir unser Klimaziel 2020 erreichen obwohl Potsdam an Einwohnern stetig wächst. Dies ist ein besonders schönes Signal. Ist der von Ihnen skizzierte Weg zur „Green City“ für Potsdam leichter als gedacht? Nein, diesen Eindruck will ich nicht vermitteln. Selbst, wenn wir dem Trend folgend das Ziel 2020 erreichen können, heißt das nicht, dass wir alles mühelos schaffen. Wir leben nicht in einer ländlichen Gegend, wo die Bedingungen für Biogasanlagen sehr gut sind, oder an der Küste, wo immer ein frischer Wind weht. Wir leben in einer prosperierenden Stadt in Brandenburg, im Weltkulturerbe. Einen Windkraftstandort können wir nicht ausweisen, auch was Solarenergie und weitere Biogasanlagen angeht, gibt es für uns Grenzen. Das heißt, der Umstieg auf die erneuerbaren Energien ist eine echte Herausfor- derung für uns. Diesem Thema müssen wir uns konzeptionell stellen. Das werden wir nächstes Jahr in Angriff nehmen. Nur mit der schnellen technischen Umstellung auf erneuerbare Energi- en haben wir die Chance, die richtungsweisende Energiewende zu meistern und tatsächlich mit Klimaschutz die Zukunft lebenswert zu gestalten. Was tun Sie, um Ihren ökologischen Fußab- druck zu verbessern? Welche Wünsche haben Sie an die Potsdamerinnen und Potsdamer? Es ist schwierig, aber notwendig, Klimaschutz in das Bewusstsein aller Menschen zu bringen. Klimaschutz – das klingt für viele weit entfernt. Erst ein immenser Starkregen macht es viel- leicht deutlich, dass irgendetwas anders ist als früher. Menschen, die nah an der Natur sind, wie Förster oder Kleingärtner, können einem die Unterschiede zu früheren Jahren sehr genau schildern. Welche dramatischen Folgen der Klimawandel in anderen Regionen dieser Erde hat, habe ich vor Kurzem auf Sansibar gesehen. Dort, wo sich das Leben nur wenig über dem Meeresspiegel abspielt, haben die Menschen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, wenn es starke Regenfälle oder Stürme gibt. Mir ist wichtig, dass Klimaschutz im täglichen Leben jeder Bürgerin und jedes Bürgers eine Rolle spielt. Wir müssen den Dialog zwischen aktiven Klimaschützern und allen Bevölkerungsgruppen in unserer Stadt mehr fördern und in der Schule damit beginnen. Mein eigenes Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck beginnt damit, dass ich morgens zu Fuß ins Rathaus gehe. Ich fahre so viel wie möglich Fahrrad und setze beim Heizen auf klimafreundliche Fernwärme. Jann Jakobs im Dialog zum Klimaschutz. neuen Zielen der EU, die bis 203040 Prozent

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