stadtwerke potsdam geschichte 29 der weg der fernwärme als eine der modernsten anlagen dieser art in deutschland werden im heizkraftwerk süd rund 85 prozent des jährlichen fernwärmebedarfs potsdams erzeugt. die wärme wird zum heizen, zur warmwasserbereitung oder zum klimatisie- ren genutzt. unser fernwärmenetz besteht aus vorlaufleitungen, in denen das heiße wasser zu den verbrauchern hin, und rücklaufleitungen, in denen das durch den verbrauch abgekühlte wasser zurück zum heizkraftwerk süd transpor- tiert wird. die vorlauftemperatur im potsdamer netz beträgt 130 °c, im rücklauf ist das wasser auf 50 bis 60 °c abgekühlt. in potsdam werden drei arten von fernwär- menetzen verwendet: im wohngebiet zentrum ost das dreileitersystem, zwei vorlauf- und eine rücklaufleitung, und im bereich steinstraße das vierleitersystem, je zwei vor- und rücklauflei- tungen. in allen anderen versorgungsgebieten ist das zweileitersystem, je eine vor- und rück- laufleitung, verbreitet. der betrieb unseres fernwärme netzes wird von der leitwarte, dem „gehirn“ des heizkraft- werks süd geführt. mit modernster technik wer- den die wesentlichen betriebswerte, wie tem- peraturen und drücke, durchflussmengen und pumpendrehzahlen von heizzentrale, vertei- lungsnetz und wärmetauschstationen gesteu- ert. desweiteren fungiert die leitwarte als zent- rale energiewarte der stadt potsdam, die neben der fernwärme auch die energieträger strom, erdgas sowie seit 2004 die trinkwasserversor- gung und abwasserentsorgung überwacht. leitwarte heizkraftwerk süd, heute eine besonderheit auf dem gelände des heiz- kraftwerk süd ist der wärmespeicher. er wurde im november 2015 in betrieb genommen und speichert die überschüssige fernwärme in den sommermonaten. somit kann das heizkraftwerk süd seinen betrieb unterbrechen und potsdam bleibt bis zu 60 stunden mit energie versorgt. im winter wurde acht stunden pro schicht durchgearbeitet, denn alle vier kessel liefen unter volllast rund um die uhr. der kessel- wart musste die betriebswerte (temperatur, luftdruck, kohlensteuerung) direkt vor ort an den kesseln kontrollieren, per hand steu- ern und im überblick behalten, denn eine leitwarte mit messtechnik gab es damals nur für die dampfturbinen im maschinenhaus. acht kollegen pro schicht waren notwendig, um den betrieb am laufen zu halten, u. a. für die bekohlung, zum asche herausziehen oder zur kransteuerung. im heutigen, modernen heizkraftwerk werden (neben dem schichtleiter und dem personal in der leitwarte) nur noch drei an- gestellte gebraucht: der leitstandleiter der warte, ein elektriker sowie ein anlagenfahrer zu kontrollzwecken. herr reinicke erinnert sich: „das positive an der arbeit damals war der zwischen- menschliche zusammenhalt. ohne diesen ging es einfach nicht. nur gemeinsam konn- ten die herausforderungen der schweren ar- beit, wie z. b. ein kohlestau, der mitunter bei überschüttung vorkam, bewältigt werden. dann mussten alle mit anpacken, um die ver- klemmte kohle auf dem förderband wieder zu lösen. heute sind im heizkraftwerk nur noch drei stellen besetzt, jede von ihnen als einzelarbeitsplatz.“ das am 01. november 1994 in betrieb ge- nommene modernisierte heizkraftwerk nord in der zeppelinstraße arbeitet seit dem um- bau auf erdgasbasis und erzeugt noch rund 15 prozent der wärme für potsdam. das neue, ebenfalls mit erdgas betriebene heizkraftwerk süd nahm am 30. dezember 1995 seine arbeit auf. für herrn reinicke ein bedeutender tag: „da wir damals dem bau des heizkraftwerks sozusagen live beiwohn- ten, kann ich mich auf sehr persönliche art mit dem hkw süd identifizieren. die arbeit hier ist sauber, nicht körperlich anstrengend und die technik faszinierend. in den jahren 1993 / 94 befassten wir uns zunächst in schu- leitwarte hkw nord für das maschinenhaus (ende 60er jahre) lungen auf theoretische art mit den neuen anlagen und der damit verbundenen com- putertechnik, und mit der zeit wächst man in die neuen, interessanten aufgabenbereiche hinein. heute sind sämtliche messwertfunkti- onen in der leitwarte auf einem blick erfass- bar und regulierbar, das erleichtert die arbeit deutlich. und: die kohleeimer im straßenbild potsdams und die rußpartikel in der luft ge- hören endlich der vergangenheit an!“ der nächste teil der reihe „50 jahre fern- wärme“ befasst sich mit den auswirkungen auf die umwelt. hier erfahren sie mehr, u. a. zum thema wärmespeicher.