STADTWERKE POTSDAM ENGAGEMENT 13 „OHNE SPORT WÄRE ICH NICHT DAS, was ich heute bin“, sagt er. Der Sport brachte ihm die bedeutendsten Momente seines Lebens. Darunter natürlich seine größten Erfolge: Torben Schmidtke ist mehrfacher Paralympics- und WM-Medaillengewin- ner sowie Weltrekordler auf den Bruststrecken über 200 Meter Langbahn, über 100 Meter Langbahn, über 50 Meter Langbahn und über 50 Meter Kurzbahn. Alle hart erarbeitet und erkämpft. „Ich bin jemand, der sich schin- det“, kommentiert er lächelnd. Sein größter Antrieb allerdings ist der Spaß am Schwimmen. Den sollte man sich nie nehmen lassen. „Meine Wohlfühlenergie ist das Wasser. Wenn ich reinspringe, bin ich in einem anderen Element, in meinem Element“, erklärt er. Auch nach all den Jahren Leistungssport, zu dem weit mehr als Erfolge feiern gehöre, sei Schwimmen nach wie vor seine absolute Leidenschaft. „Ich gehe über meine Schmerzgrenzen hinaus, das ist ein unglaubliches Gefühl. Erst recht, wenn das mit einem Erfolg belohnt wird. Bei internationalen Wettkämpfen auf dem Treppchen zu stehen, bei den Paralympics Silber und vier Jahre später Bronze zu ho- len oder vom Bundespräsidenten mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt zu werden, das ist alle Mühen wert.“ Torben Schmidtke erzählt, dass er schon als Kind ziemlich ehrgeizig war. „Im Sport war ich immer auf die Bestzeit fokussiert. Und wenn ich die erreicht habe, geht es mir darum, mich selbst zu schlagen, meine Bestzeit zu toppen.“ Und das alles mit Handicap! Denn Torben Schmidtke leidet an einer sogenannten Dysmelie, seine Beine und der linke Arm sind nicht vollständig ausgebil- det. Zum Fortbewegen benutzt er eine Orthese. „Sport hilft mir als behinderter Mensch. Ich kann zwar nicht alles machen, aber ich habe etwas gefunden, das für mich funktioniert. Die Anerkennung, die ich durch meine Erfolge bekomme, stärkt mein Selbstbewusstsein und hilft mir, mit dem Handicap um- zugehen.“ Und ja, da ist er mit seiner Behinderung auch gern Vorbild für andere Betroffene. „Klar würde ich gern 1,80 Meter groß sein und anderen Men- schen im wahrsten Wortsinn auf Augenhöhe begegnen. Aber das ist nun mal nicht so. Deswegen den Kopf in den Sand stecken? Auf keinen Fall!“ Seine Eltern haben ihm mitgegeben, das zu tun, was ihm Spaß macht. Er Brust N LANGB A H 200 Meter glaubt daran, dass jeder Mensch, egal ob behindert oder nicht, ein Steckenpferd hat, etwas, was sein Leben bereichert. „Genau das muss man aus sich rausholen und leben. Ohne aufzugeben, wenn mal etwas nicht gleich klappt“, sagt er. Und genauso hand- habt er es auch selbst. Was für ein Comeback, denn auch Torben Schmidtke war nicht frei von Rückschlägen. Ein Beispiel: die Änderung seiner Startgruppe von SB 6 in SB 7. Der Schwimmer erklärt: „Im para- lympischen Schwimmsport wird in Startklassen geschwommen, um den mit unterschiedlichsten Handicaps antretenden Athleten einen möglichst fairen Wettkampf- vergleich zu ermöglichen. Meine Startklasse wurde geändert, sodass ich nun zusammen mit weniger beeinträchtigten und damit weitaus schnelleren Konkurrenten gewertet werde.“ Im vergangenen Sommer dann eine Windpockenerkrankung, die den Start bei der Weltmeister- schaft in Mexiko verhinderte. Er hat es geschafft, die Rückschläge zu verkraften. Und dann, nur ein Jahr später, sein starkes Comeback mit Silber über 100 Meter Brust bei den European Championships in Dublin. In der neuen Startklasse! Torben Schmidtke weiß: Ehrgeiz und Fleiß sind im Leistungs- sport unabdingbar. Aber auch nicht alles. „Genauso bin ich auf Hilfe und Unterstützung durch Sponsoren wie die EWP, dem ersten Premiumspon- sor des SC Potsdam, angewiesen“, sagt er. So sei es zum Beispiel in der Vorbereitungsphase auf internationale Wettkämpfe unmöglich, Vollzeit zu arbeiten. „Vor Rio habe ich mich länger von der Arbeit freistellen lassen, um mich perfekt vorzubereiten.“ Das braucht einen Arbeitge- ber, der dazu bereit sei. Hinzu komme: wer nicht arbeiten geht, verdient auch kein Geld. Deswegen sei er dankbar über die Sportförderung, die ihm zuteilwird und die er keines- wegs als selbstverständlich betrachtet. „Ohne den starken Rücken, den ich hier in Potsdam vorfinde, wäre ich definitiv nicht da, wo ich heute bin.“ Wichtig ist Torben Schmidtke das Wissen darum, neben (und vor allem auch nach) dem Schwimmen ein Berufsleben zu haben, das ihn ausfüllt. Der gelernte EDV-Tech- niker ist bei der Bundespolizei tätig. Den Job bezeichnet er als echten Glücksbringer. „Genau wie alles, was ich tue.“ Meine Wohlfühlenergie das Wasser Torben Schmidtke ist seit Jahren ein prägendes Gesicht des Paraschwimmsports. 50 Meter Brust N LANGB A H 50 Meter Brust N KURZB A H 100 Meter Brust N LANGB A H Weltrekord