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KUZ Quartett 4-2014

1110QUARTETT 04 • 2014 LICHT FÜR POTSDAM 48 unterschiedliche Leuchten- typen (und Masten) gibt es in Potsdam. Ihre Vorbilder stammen aus unterschiedlichen Epochen. Die Öllaternen aus dem 18. Jahrhundert wurden Mitte des 19. Jahrhunderts durch Gaslaternen ersetzt. Seit 1906 werden Potsdams Straßen elektrisch beleuchtet. In Potsdam sind überwiegend Natriumdampfhochdrucklampen (NAV) im Einsatz. Sie sind sehr ener- gieeffizient und insektenfreundlicher als Neon- und Quecksilberleuchten. Für die Umstellung auf energiespa- rendere Straßenbeleuchtung bzw. LED-Technik gibt es derzeit mehrere Pilotprojekte. Welche Leuchten nachts für das nötige Licht sorgen und wo, ist im Generalbeleuchtungsplan der Lan- deshauptstadt Potsdam festgelegt. Die Helligkeit der Leuchten hängt von der Straßenkategorie ab: In Kreu- zungsbereichen muss es heller sein als in einer ruhigen Wohnstraße. Jeder Potsdamer Lichtpunkt, also jede Laterne, hat in Augenhöhe ein Kennzeichnungsband mit der Iden- tifikationsnummer der Laterne. Bei einer Störungsmeldung ist es für uns hilfreich, diese persönliche Nummer zu übermitteln. Titelgeschichte Albrecht Ecke in seinem Potsdamer Büro. Wenn Albrecht Ecke eine Stadt besucht, hat er Augen für Dinge, an denen die meisten Menschen achtlos vorübergehen: Sitzbänke, Fahrradständer, Poller und Straßenlaternen. „Ich finde alles inte- ressant, was eine Funktion für den öffentlichen Raum hat“, sagt der 59-jährige Designer. Dinge für den Privatgebrauch zu entwerfen, reizt ihn we- nig. Seine Schwerpunkte sind Public Design und Informationsdesign. „Der öffentliche Raum ist per Definition der einzige ohne Zugangsbeschränkun- gen und deshalb ein wichtiger Bestandteil der De- mokratie in unserer Gesellschaft“, sagt Ecke. „Sei- ne Funktionalität und Attraktivität sind besonders wichtig, zumal er inzwischen in starker Konkurrenz zum virtuellen Raum steht.“ In seiner Agentur eckedesign, die mit je einem Büro in Potsdam und Berlin vertreten ist, entste- hen neben Entwürfen für Ausstellungen und Mu- seen ganze Stadtmöbelsysteme. Sie umfassen na- hezu alles, was in einer Stadt von jedem genutzt und meist als selbstverständlich hingenommen wird: vom öffentlichen Abfallbehälter bis hin zur Bushaltestelle. Auch die Beleuchtung von Straßen und Wegen gehört dazu. Als Designer hat Ecke, der seit mehr als 20 Jah- ren in Babelsberg lebt, auch Potsdams Erschei- nungsbild mitgeprägt. Anfang der 1990er Jahre gewann er die Ausschreibung der Landeshaupt- stadt für die Potsdamer Stadtbeleuchtung. Gefragt war eine zeitgemäße Be- leuchtung, die zum Stadt- bild passen und die mar- ode Stadtbeleuchtung aus DDR-Zeiten ablösen sollte. Ecke entwickelte die Leuch- tenfamilie „Fritz“. Die Pro- duktion übernahm die nie- dersächsische Firma Hellux. 1998 wurde er dafür mit dem renommierten IF-De- signpreis ausgezeichnet. Drei Jahre zuvor hatte er für sein Stadtmöbelsystem „Fritz“ den Brandenburger Designpreis bekommen. „Ich habe damals viel fotografiert und in Ar- chiven recherchiert, um die Leuchten-Geschichte Potsdams aufzuarbeiten“, erzählt Ecke. Die his- torische „Ei-Glocke“, deren Nachbauten in der Brandenburger Straße stehen, gefiel ihm auf An- hieb. „Ich hätte es schade gefunden, diese Form nicht wieder aufzunehmen“, sagt Ecke. „Das ‚Ei‘ hat es schon Mitte des 18. Jahrhunderts in Sans- souci gegeben und ist in den 1930er Jahren auf Anregung des damaligen Potsdamer Oberbürger- meisters als Form wieder aufgegriffen worden.“ Anders als die sogenannte Schinkel-Leuchte der historischen Innenstadt gibt es das „Ei“ aus- schließlich in Potsdam. Albrecht Ecke gab der historischen Leuchte eine schlichtere, modernere Form. Im Inneren der Leuchte befindet sich ein Entblendungszylinder. „Ein Spiel aus Transparenz und Semitransparenz“, erklärt Ecke. Wie das historische Vorbild trägt das moderne „Ei“ (zu sehen etwa in der Schiffbau- ergasse) eine Art Hütchen. Bei der Entwicklung der Leuchtenfamilie „Fritz“ ließ er sich zudem von Leuchten-Klassikern aus der alten Bundesrepublik und der DDR inspirieren. „Fritz“ besteht aus einem plastisch durchgeform- ten Leuchtenkörper mit integriertem Blendschutz. Je nach Höhe des Lichtpunktes eignet sich die Leuchte für Anliegerstraßen, Verkehrsstraßen und Kreuzungen. „Fritz“ beleuchtet den Lustgarten, die Breite Straße und Teile Babelsbergs. Inzwi- schen leuchtet sie auch in Hannover, Stuttgart, Rotterdam und Los Angeles. Das Design gehorch- te den damaligen technischen Anforderungen. „Heute würde ich die Leuchte flacher gestalten. Mit LED statt Spiegeltechnik wäre das möglich“, sinniert Ecke. Mit der Beleuchtung Potsdams ist Albrecht Ecke sehr zufrieden: „Das ist gut gemacht. Dank des Generalbeleuchtungsplans passen die Leuch- ten zu den Stadtquartieren.“ In anderen Städten gebe es viel Wildwuchs. Von Fassadenbeleuch- tung hält der Designer nichts. „Das ist zu exzessiv. Wir sind ja nicht in Hollywood. Ein bisschen Dun- kelheit sollte ruhig bleiben, damit es noch etwas zu entdecken gibt.“

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